Engagiere dich mit uns gegen Unterdrückung – für die Gleichberechtigung aller Menschen!
Hier unser Redebeitrag von der Kundgebung am 08. März:
Wie in vorausgegangenen Redebeiträgen bereits beschrieben, hat sich während der Corona-Pandemie einmal mehr das wahre Gesicht des Kapitalismus gezeigt. Krisenlasten, wie Homeschooling, werden auf den privaten Raum und somit häufig auf uns Frauen abgewälzt, anstatt eine nachhaltige gesamtgesellschaftliche Lösung zu schaffen. Zusätzlich werden die Arbeiter*innen der sogenannten „systemrelevanten“ Berufe weiterhin schamlos ausgebeutet und für die erbrachte Leistung wird lediglich ein Trostpflaster gezahlt und applaudiert. Wie zynisch. In der Pflege besetzen Frauen 80% dieser so relevanten aber völlig unterbezahlten Stellen. Für Haus – und Familienarbeiten – die natürlich unbezahlt sind, wenden Frauen durchschnittlich 6,6 Stunden auf, in der Pandemie sogar 7,9 Stunden. Hier zeigt sich, dass Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht ist.
Die aktuelle Beschränkung des Lebens auf den privaten Raum führt jedoch zu einem noch verhängnisvolleren Problem für Frauen, Kinder sowie alle LGBTQ – Personen.
Die Verhängung von Ausgangsbeschränkungen, die ja dem Schutz der eigenen Gesundheit und der Gesundheit anderer dienen soll, führt zu einer paradoxen Situation: denn für viele Frauen*, Kinder oder LGBTQ-Personen ist das Zuhause der unsicherste Ort. So führte diese Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie europaweit zu einem Anstieg von Gewalt in der Partnerschaft, sexuellen Übergriffen und Eingriffen in Reproduktionsrechte gegenüber diesen Personengruppen. Ausgangsbeschränkungen beschweren es den von Missbrauch betroffenen Menschen, ihrem unsicheren Zuhause zu entkommen. Denn dann drohen ihnen nebst erhöhtem Ansteckungsrisiko zusätzlich rechtliche Konsequenzen. Allerdings schränkt die Krise die Möglichkeit, sich institutionelle Hilfe zu holen, noch weiter ein: nicht nur, da die Frauenhäuser bereits vor der Pandemie unterfinanziert waren, nun müssen noch zusätzliche strenge Auflagen zum Infektionsschutz eingehalten werden. Das führt dazu, dass schutzsuchende Frauen*, LGBTQ-Personen und Kinder abgewiesen werden müssen. Besonders in den jetzigen Zeiten – wo das ganze Leben auf die Sphäre des Privaten beschränkt ist – ist es also unerlässlich, dass wir Probleme sexistischer und homophober Gewalt benennen. Dabei dürfen wir nicht müde werden zu sagen, dass Gewalt gegen Frauen*, Kinder, LGBTQ-Personen kein privates, individuelles und familiäres Problem ist, sondern ein strukturelles: denn Gewalt, Unterdrückung und Marginalisierung sind ein Fundament patriarchaler Gesellschaften, um Frauen* und nicht-Normatives auszuschließen, zu disziplinieren und zu kontrollieren: der Kampf, den wir gegen patriarchale und heteronormative Gewalt führen, verlangt nach strukturellen Lösungen und Sensibilisierung, Prävention und Aufbau spezieller sozialer Schutzsysteme.
Kapitalismus und Patriarchat, die sowohl eine ideologische als auch materielle Allianz geschlossen haben, legen den Schwerpunkt der Ausbeutung auf uns Frauen. Da die Hausarbeit noch immer auf dem Rücken der Frauen lastet, ist es wichtig zu betonen, dass gegen patriarchale Strukturen und das Kapital zugleich gekämpft werden muss. Denn beide sind verantwortlich für die doppelte Ausbeutung in Form von Hausarbeit und Lohnarbeit. Unter diesen Bedingungen verdienen Frauen nicht nur zu wenig Geld, um den Aufwand der Hausarbeit zu verringern, sondern zusätzlich werden Bedingungen legalisiert, die die Unternehmer*Innen aus ihren ohnehin begrenzten Verantwortlichkeiten entlassen. Wir arbeiten als Teil flexibler Produktion zu Sklavenbedingungen im Niedriglohnsektor, der immerhin häufig als systemrelevant bezeichnet wird. Weltweit sichert die Arbeitskraft von Frauen ohne jeden Schutz und ohne Sozialversicherung den Anstieg der Profite. Die kleinbürgerliche Denkweise erschafft die Illusion, dass durch individualistische Lebensformen und Reformen die Unterdrückung der Frau aufgehoben werden könne; es kann aber höchstens die Umwandlung der Unterdrückung in eine zeitweise erträgliche Form erreicht werden.
Wir können die Ausbeutung des kapitalistischen Systems und ihrer Vertreter nicht weiter hinnehmen! Der Kapitalismus schafft es mit Sexismus, Rassismus, Homophobie und Transfeindlichkeit uns zu spalten. Wir müssen uns aber zusammenschließen und dem entgegentreten!
Deshalb fordern wir:
- eine der Arbeit entsprechende Entlohnung für Frauen und würdige Arbeitsbedingungen anstatt doppelzüngiger Pseudolobe.
- die sofortige Übernahme der Kinderbetreuung und Beschulung durch die Gesamtgesellschaft unter Wahrung der Schutzmaßnahmen.
- die Erhöhung von öffentliche Geldern für Frauenhäuser und Schutzmaßnahmen
- konsequente strafrechtliche Verfolgung von jeglichen Übergriffen auf Frauen, Kinder und LGBTQ – Personen und ein angemessenes Strafmaß
- gesellschaftliche Transformation und Reorganisation der Gesellschaft im Sinne der Vergemeinschaftung der Gesundheitsversorgung und Haus-, und Familienarbeit.